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Persönlicher Erfahrungsbericht
CB500 (PC26)

4 Min. Lesezeit
Die CB500 war - und ist immer noch! - beliebt bei Einsteigern und Wiedereinsteigern; es gibt aber auch Leute, die sie gar nicht mehr hergeben wollen (so wie ich).

Ich persönlich schätze besonders ihre Kraft und Zuverlässigkeit in allen Lagen; spritzig, bissig, wendig und durchzugsstark nimmt sie souverän jede Strecke unter die Räder. Die CB ist durch die komfortable Radaufhängung und das leichte, verwindungssteife Chassis leicht zu handeln. Kurvenfahrten sind mit ihr Fahrspass pur, wobei sie aber nicht das Gefühl für die Straße verlieren läßt, denn sie wirkt immer stabil, hat immer genug Grip (gute Reifen natürlich vorausgesetzt) und verzeiht schonmal kleinere Fahrfehler - auch in Schräglagen. Hin und wieder hinterläßt man jedoch neue Fahrbahnmarkierungen auf der Straße, denn die schlanke Honda scheint kleine und enge Kurven besonders gerne zu mögen. Fast schon dankbar lässt sie sich in eine vorher nicht für möglich gehaltene Schräglage drücken oder auch legen - und das ganz ohne Rossi-Ambitionen meinerseits! Ich habe mich recht schnell an ihre Vorliebe angepasst und stelle vor engen Kurven automatisch nur die Schuhspitze auf die Fußraste, sonst bekommt der Schuh die Schleifkur verpasst. Und auf kurvenarmen Strecken freuen wir zwei uns regelrecht auf kleine, schlecht frequentierte Kreisverkehre und danken dem Erfinder derselben. :-)
Zum Kurvenverhalten sei auch folgendes erwähnt: wenn man der Maschine sowie den Reifen vertraut und weiß, was sie risikolos (!) kann, können in einer Gruppenfahrt mit reichlich PS und Hubraum ausgestattete Bikes in den besagten Kurven trotz gehörigem Abstand auf den vorherigen Geraden durchaus zu mobilen Verkehrshindernissen mutieren. Wenn man obendrein vor der Fahrt auch noch den leidigen Standardspruch "Mit DER kleinen Maschine fährst Du besser hinter mir" zu hören bekommt, weiß man spätestens dann, was man an der CB hat.

Man sollte allerdings nicht unbedingt schaltfaul sein, denn die Maschine hat eine kurze Übersetzung und verlangt nach Drehzahl. So kann dann eine kurvige Berg- und Talfahrt schonmal recht anstrengend für den linken Unterarm werden. Zu einer Sehnenscheidenentzündung oder sonstigen Wehwechen ist es bei mir aber zum Glück noch nicht gekommen.

Was auch noch zu den guten Fahreigenschaften zählt, ist die äußerst bequeme Sitzposition, die völlig ergonomisch ist. Ja, bei 1,75m Körpergröße würde ich sogar behaupten, daß die Sitzposition rückenschonend ist. Aber dafür muß der verlängerte Rücken leiden, denn die alternde Sitzbank könnte ein wenig mehr Polsterung vertragen. Wenn mir die Sitzbank nach einer Weile nicht wie ein hartes Brett vorkommen würde, könnte ich stundenlang ohne Pause mit ihr fahren. Und optisch ist sie für mich eine der schönsten Nakeds (neben der Honda Sevenfifty); gerade Linie, schöne Tankform und kein Schnickschnack - es war Liebe auf den ersten Blick.

Wie erwähnt ist die Honda CB500 sehr zuverlässig. Vor einigen Jahren führte die Zeitschrift "MOTORRAD" einen Dauertest über 50.000 km durch. Nach Abschluss des Tests wurde die Maschine komplett zerlegt und dabei zeigte sich, daß sämtliche Teile des Motorrades noch in einem absolut einwandfreiem Zustand waren.
Das glaube ich gerne, denn bis auf die üblichen Verschleißteile wie Kette, Reifen, Öl- und Luftfilter etc. braucht man an der CB nicht groß rumschrauben. Gut, zugegebenermaßen mußte ich innerhalb von 7 Jahren die Scheinwerferbirne drei mal wechseln; die bisher gewechselten Blinkerbirnen habe ich nicht gezählt. Die CB ist halt ein Twin und somit nicht vibrationsarm, was man ab 120 km/h auch deutlich in den Händen und Füßen spürt. Als Ausgleich scheinen jedoch Brems- und Rücklichtbirnen unkaputtbar zu sein.

Der schlanke Zweizylinder-Viertaktmotor überzeugt durch seine kraftvolle, kontinuierliche Leistungsentfaltung. Das hört man auch; ein satter Sound, kein Pötteln wie bei den Zweitaktern. Und ich bin immer wieder baff, wie die CB mit ihren 58 PS & 499 cm3 auch bei höherer Geschwindigket noch beschleunigen kann. Der Unterschied macht sich besonders bei Überholvorgängen auf der Autobahn bemerkbar, wenn man sonst mit einer durchschnittlichen Benzindose (84 PS) vorlieb nehmen muss. Das liegt natürlich hauptsächlich an dem geringen Gewicht, denn mit 58 PS und 170 kg Trockengewicht bot die kleine Honda damals eines der besten Leistungsgewichte in ihrer Hubraumklasse. Und die Bremsen liefern vorbildliche Verzögerungswerte, obwohl sie vorne nur mit einer Scheibe bestückt sind; durfte ich schon oft genug testen.
Meine CB springt übrigens immer sofort an und auch nach einer längeren Standzeit macht weder die Batterie noch der Motor irgendwelche Anstalten, den Dienst zu verweigern. Während manch Garagennachbar die "stillen Verbraucher" seiner topmodernen Maschine verflucht und nach drei Wochen Standzeit wieder einmal die Batterie aufladen muss, verabschiede ich mich mit einem wissenden Lächeln Richtung Hausstrecke.

Ihre günstigen Unterhaltskosten machen aus ihr gleichzeitig ein Spaß- und Sparbike. Ca. 360 km mit 18 Litern Benzin (ungedrosselt!) läßt manch anderes Bike im Vergleich blaß aussehen. Das ergibt übrigens einen (theoretischen) Kraftstoffverbrauch von 5l/100km. Ich weiß zwar nicht wie aber ich schaffe gerade mal durchschnittlich Spritmonitor.de bei normaler aber dennoch flotter Fahrweise (ich pflücke keine Blumen und auf Bestzeiten bin ich auch nicht aus, gebe der CB jedoch gern auf kurvigen Strecken ein wenig mehr die Sporen).
Die Kfz-Steuer mit 36€/Jahr und Versicherung (in meinem Fall Haftpflicht 41€/Jahr SFK 9 bei DA Direkt) fallen ebenfalls recht günstig aus.

2003 habe ich mir meine Kleine gebraucht mit 14.000 km auf der Uhr und mit der Erstbereifung (!) von Dunlop zugelegt. Diese steinalten und zudem eckigen Reifen habe ich natürlich schnellstmöglich gegen ein Paar Metzeler (ME 33 / ME 55) getauscht, mit denen ich bzgl. Grip und Laufleistung sehr zufrieden war. Mehr zum Thema Reifen.

Das Einzige, was
Meine CB
mich an dem Bike störte, war der fehlende Windschutz, denn ab 110 km/h hat die Nackenmuskulatur auf Dauer doch arg zu kämpfen. Ein kleines Dilemma, denn schließlich bin ich ein Naked-Fan. Also wurde eine Tourenscheibe für ca. 70 Euro (mit ABE) nachträglich montiert und nun kann ich auch mal eine längere Zeit die Autobahn unter die Räder nehmen. Über die Optik einer solchen Scheibe läßt sich streiten aber sie ist unauffälliger als die Halbverkleidung der S und da ich mehrmals im Jahr längere Strecken auf der Autobahn zurücklegen muss, war diese Lösung für mich der beste Kompromiss.
Hinzu kommt, daß ich besonders im Urlaub gerne während der Fahrt filme; die Scheibe verhindert also auch, daß die Kameralinse zum Treffpunkt für tieffliegende Kamikazeinsekten und Regentropfen wird.

Außerdem fand ich die schon nach ein paar tausend Kilometern angelaufenen Krümmer überaus hässlich, so daß diese kurzerhand lackiert wurden. Die Lackierung hält leider nur ca. 20.000 km aber man muss im Winter ja auch was zu tun haben.
Mehr zu den diversen, eher bescheidenen Modifikationen und die dazugehörigen Bilder findet der geneigte Leser hier.

Persönliches Fazit

  • Günstige Unterhaltskosten
  • Niedriger Verbrauch
  • Beschleunigung & Durchzug
  • Wartungsarmut
  • Zuverlässig- & Gutmütigkeit
  • Fahrwerk
  • Ergonomie
  • Kurvenverhalten
  • Optik
  • Anlaufende Krümmer
  • Vibrationen
  • Sitzbank
  • Nichts für Schaltfaule
 
Geschrieben von Nici, die kein anderes Motorrad haben möchte
24.05.20
5.466

 
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